Drei Dimensionen des Placemaking

Software (Nutzungen und Aktivitäten)

"Places" sind Orte, an denen sich Leute gerne freiwillig aufhalten. Das bedeutet, dass ein guter "Place" Nutzungen und Möglichkeiten anbietet, welche den Bedürfnissen potenzieller Nutzer:innen entsprechen. Das heisst auch: Nicht jeder "Place" muss pulsierend und belebt sein, entscheidend ist vielmehr, dass Leute diesen Ort gerne aufsuchen und er ihnen einen Mehrwert bietet.

Hardware (Physische Raumqualität)

Die Qualität der gebauten Umgebung kann entscheidend dazu beitragen, ob ein Ort attraktiv ist und zum Verweilen einlädt. Für sich genommen ist aber auch die beste "Hardware" nicht ausreichend, um einen "Place" zu schaffen, denn wenn die entsprechenden Nutzungen oder Pflege/Orgware fehlen, bleibt es bei der gebauten Kulisse. Die Hardware sollte daher nie im Alleingang ohne Einbezug der anderen beiden Dimensionen entwickelt werden.

Orgware (Netzwerke und Management)

Die "Orgware" ist auf den ersten Blick die unscheinbarste Dimension, aber für einen langfristig funktionierenden "Place" die entscheidendste. Orgware bezeichnet beispielsweise die informellen sozialen Netzwerke, die Eigentumsverhältnisse, die Geschäftsmodelle, die Zuständigkeiten und Vereinbarungen, die einen "Place" betreffen. Gute Orgware stellt eine langfristig nachhaltige Finanzierung, Stabilität und Pflege eines Ortes oder einer Umgebung sicher und sorgt dafür, dass diejenigen, die zum Entstehen oder Fortbestehen eines "Place" beitragen auch die entsprechende Wertschätzung und Beteiligung erfahren.

 

Sechs Placemaking-Bausteine

Was ist nun "Placemaking" genau? Und wie lassen sich gute "Places" schaffen? Das ist nicht ganz einfach zu beantworten, denn ein guter “Place” umfasst sehr viele Aspekte und kann sehr unterschiedlich aussehen, abhängig von der konkreten Situation (z.B. ländlich vs. innerstädtisch), der fachlichen Perspektive (z.B. Soziologie vs. Verkehrsplanung) und den betrachteten Nutzergruppen (z.B. Kinder, Senioren, Schichtarbeitende, …).

Ausgehend von den drei Grunddimensionen “Software”, “Hardware” und “Orgware” lassen sich aber sechs Muster oder Bausteine identifizieren, welche für einen guten “Place” typisch sind. Dieses nachfolgende Schema ist als Inspirationsquelle und Diskussionsgrundlage zu verstehen - nicht immer sind alle Elemente bei einem konkreten Projekt oder Ort vorhanden oder relevant - aber je mehr davon identifizierbar sind, desto eher lässt sich von “Placemaking” sprechen.

1. Nutzungen mit Mehrwert
Ein guter Place adressiert die Bedürfnisse und Defizite eines Ortes mit passenden ergänzenden Nutzungen und Angeboten, welche das Umfeld positiv beeinflussen und Synergien mit der Nachbarschaft bilden.

2. Vielseitige Nutzbarkeit
Ein guter Place ist vielseitig nutzbar oder flexibel anpassbar. Dadurch eignet er sich für unterschiedlichste Anlässe und eine grosse Bandbreite sozialer Milieus; und er kann zu verschiedenen Tageszeiten, Jahreszeiten und bei unterschiedlichsten Witterungsverhältnissen genutzt werden.

3. Aktive Kuratierung
Ein guter Place wird von lokal verankerten Kümmerern oder Persönlichkeiten mit Leidenschaft und mit entsprechender Begabung kuratiert, also bespielt, programmiert, belebt und langfristig gut unterhalten.

4. Menschlicher Massstab
Ein guter Place bietet Aussen- und Innenräume im menschlichen Massstab - die richtige Balance aus Geborgenheit und Offenheit, Orientierung und Stimulation, Vertrautheit und Überraschung, Wohnlichkeit und Robustheit, Wandelbarkeit und Wiedererkennbarkeit.

5. Authentischer Charakter
Ein guter Place hat einen eigenen Charakter - also eine reiche symbolische Bedeutung für das lokale Umfeld und eine starke und spezifische Identität, welche nicht aufgesetzt oder künstlich inszeniert, sondern authentisch, alltagsnah und mit dem Ort verbunden ist.

6. Co-Kreative Prozesse
Ein guter Place ist nie “fertig”, sondern ist ein andauerndes Gemeinschaftswerk, welches vom gemeinsamen Engagement verschiedenster involvierter Gruppen lebt und entsprechend breiten Respekt und Verankerung vor Ort geniesst. Typische Akteursgruppen sind beispielsweise Anwohnende, Liegenschaftsbesitzer, Projektentwickler, lokale Gewerbetreibende, die öffentliche Hand, gemeinnützige Stiftungen sowie quartierbezogene Institutionen wie Kirchen, Heime, Schulen oder Vereine.